DURCH-SICHTEN.
AUGEN-BLICKE. DENK-REISEN.
LILLY KELLERS KÜNSTLER:INNENBÜCHER.
Kuratiert von Carole Kambli
Die Ausstellung erforscht und zeigt die hohe Relevanz der Künstler:innenbücher im Gesamtwerk von Lilly Keller. Von 1957 bis 2017 entstanden, sind diese Quelle und Ursprung wie auch Summe ihres Werks zugleich.
Lilly Keller hat in ihren 89 Lebensjahren viel geschaffen: Ein ganzer Kosmos ist mit und um sie herum entstanden, der Mensch, Tier und Pflanzen einbezieht und stets mit der Kunst, der künstlerischen Geste verknüpft ist. Aus ihrem immensen Werk mit über 2000 Originalen lagen Lilly Keller die 90 Künstler:innenbücher am allermeisten am Herzen. Es sind ihre intimsten Werke, ungehobene Schätze, die ihre Gedanken und Gefühle ungefiltert wieder geben, in frappierender Direktheit und taktiler Nähe. Keine Skizzenbücher, auch keine Resultate von Recherchen, sondern tagebuchartige Kaleidoskope, die auf dem spontanen Einfall und Impuls basieren. Lilly Kellers Fluchtwelten, zur Selbstreflexion und Verarbeitung von Gelesenem, Gehörtem, Gesehenem. Collagierte geistige Orte, mit ihrer eigenen Symbolik angereichert, assoziativ, in starker Verbindung zur Natur, archaisch und «eigen-sinnig». Erstmals werden diese buchförmigen Unikate in ihrer Fülle dem Publikum gezeigt – ein Wunsch, den Lilly Keller zeitlebens hegte. Allerdings ohne den von ihr erdachten konstruierten Seitenwende-Mechanismus, sondern als inszenierte Bücher-Reisen, welche die Betrachtenden in ihre Welt mitnehmen.
Talaya Schmid
LIEBE FREIHEIT ALLES
Performative Soft Sculptures
Basierend auf ihren Recherchen zu Lilly Keller zeigt die Künstlerin Talaya Schmid dreidimensionale interaktive Textilskulpturen. Diese werden im grossen Atelierraum platziert und sind im Sinne eines Environments begehbar. Die verwendete Wolle für die Teppichskulpturen stammt aus dem Nachlass von Lilly Keller und findet so wieder zurück in ihr Wohnatelier in Thusis.
Jenny Rieger
LILLY LAUSCHEN
Audio-Arbeit
Die Journalistin und Podcast-Produzentin Jenny Rieger erarbeitet eine Audio Compilation aus Lilly Kellers Lieblingsmusik sowie aus Sequenzen von Interview-Tonbändern mit Lilly Kellers Original-Stimme. Diese wird auf der Homepage für die Anreise bereitgestellt sowie in der Ausstellung als Audio-Arbeit erfahrbar sein.
In der Ausstellung befinden sich bei einigen Arbeiten QR-Codes, wenn Sie diese mit Ihrem Mobiltelefon scannen, können Sie sich das entsprechende Audio anhören. Oder Sie hören sich die Sequenzen unabhängig von der Ausstellung an und klicken auf die folgenden Titel.
Audioreise Chur – Thusis (33’30”):
Auf 18 Kassetten hat Lilly Keller ihre Audio-Memoiren aufgezeichnet. Aus den 15 ½ Stunden Material hat Journalistin und Podcasterin Jenny Rieger eine Hörreise zusammengeschnitten, die auf der Fahrt nach Thusis gehört werden kann. Die Künstlerin spricht darin über ihre Kindheit, ihre künstlerischen Einflüsse, Gedanken über Frauen in der Kunst, die Beziehung zu ihrem Mann Toni Grieb und einige der vielen Werke, die sie geschaffen hat – alles untermalt von ihrer Lieblingsmusik.
Kreieren & zerstören (2’18”):
Lilly Keller erzählt von ihrer Faszination mit ihrem Lieblingswerkzeug – der Schere.
Frauen in der Kunst (7’51”):
Lilly Keller war mit Meret Oppenheim befreundet – die sich oft ärgerte, dass sie ständig auf ihre Pelztasse reduziert wurde, obwohl sie sich längst vom Surrealismus abgewandt hatte. Viele ihrer männlichen Kollegen nahm Lilly Keller als unflexibel wahr. Sie wehrte sich gegen Vorstellungen, wie «weibliche» Kunst auszusehen hat.
Glasschlangen (3’07”):
Lilly Keller hat mit vielen verschiedenen Medien gearbeitet – unter anderem mit Glas. Hier beschreibt sie, wie sie mit Hilfe von Roberto Niederer an der Glasi Hergiswil ihre Glasobjekte hergestellt hat. Einige der Glasschlangen sind in der Stiftung zu sehen.
Das Wunderkind (4’11”):
Peter von Wattenwyl war ein guter Freund von Lilly Keller – und ihrer Meinung nach ein Genie. Seine Skulpturen waren bunt und verspielt, alles hat sich bewegt und gesprochen. Doch er war seiner Zeit voraus. Hier erzählt Lilly Keller, wie viele von Peter von Wattenwyls Skulpturen in ihrem Garten gelandet sind.
We paint acrylic! (4’16”):
Lilly Keller berichtet von ihrer Begegnung mit dem US-amerikanischen Maler Sam Francis in den 1950er Jahren. Er brachte ihr neue Maltechniken näher – und Acrylfarbe, die zu dieser Zeit in der Schweiz noch kaum jemand kannte. Ein Befreiungsschlag.
Tapisserien (2’26”):
Wolle hat die Eigenschaft, dass sie jede Farbe verdichtet, fand Lilly Keller. Im Lauf ihrer Künstlerinnenkarriere hat sie viele Tapisserien geschaffen, unter anderem ein 10 x 3 Meter grosses Werk für die Aula des Gymnasiums Langenthal, von dem sie hier erzählt.
Montet (5’08”):
45 Jahre lang lebten Lilly Keller und Tony Grieb in Montet-Cudrefin (VD), in einem Haus, das sie ganz nach ihren Wünschen gestalteten – umgeben von Eseln, Pfauen, Hühnern, seltenen Koniferen und Bambusarten. Hier erzählt die Künstlerin, wie der Ort entstand, an dem sie sich so wohl fühlte.
Freiheit & Beziehungen (9’39”):
Lilly Keller hatte schon als Kind einen ausgeprägten Freiheitsdrang, der auch ihr künstlerisches Schaffen prägte. Hier spricht sie über Freiheit als Mensch, als Künstlerin und in ihrer Beziehung mit Toni Grieb.